Angststörungen  

Ängst lähmt und nimmt dem Leben die Freude. Leider versuchen noch viel zu viele Menschen, sich mit einer Angststörung einfach abzufinden, obwohl dieses Leiden gut und erfolgreich zu behandeln ist.

Angst ist eigentlich ein normales und gesundes Gefühl, wie Hunger oder Liebe. Es schützt uns davor, dass wir uns vermeidbaren Gefahren aussetzen oder wichtige menschliche Beziehungen leichtfertig gefährden.

Das Problem mit der Angst heute ist, dass wir in unserer durch und durch auf Sicherheit bedachten Welt den Sinn von Angst nicht mehr verstehen: Da es kaum physische Bedrohung gibt, wird jegliche Angst als deplaziert erlebt, wird tabuisiert und zu verdrängen versucht. Aber darin liegt ein großes Missverständnis; denn Angst vor physischer Bedrohung ist nur der unwesentlichere Bezug dieses Gefühls. Meistens ist ein ganz anderes Thema angesprochen: die Angst, menschliche Geborgenheit, sozialen Kontakt, Nähe oder tragende Beziehungen zu verlieren oder nicht gewinnen zu können, also Angst vor Ablehnung, Einsamkeit, Verlust.

Bei einer Angststörung geistern die körperlichen Begleiterscheinungen der Angst (Herzrasen, Schwitzen, Zittern etc.) durch den Organismus, während die Person den Sinn und den Zusammenhang des Gefühls mit ihrem sonstigen Erleben nicht mehr fassen kann. Angst wird so zu einer unverstandenen fremden Macht. Und manchmal wird die Angst vor dieser fremden Macht, die Angst vor der Angst, zum bestimmenden Bewusstseinsinhalt.

Die Erscheinungsformen von Angststörungen sind vielfältig: Sie reichen von extremen Panikattacken mit Todesangst über beherrschbare aber bedrückende Angstzustände in bestimmten Situationen bis hin zu nur unterschwellig, rein körperlich wahrgenommenem Unwohlsein. Andere Formen sind unverstandene körperliche Erregungszustände mit Sorgen um die Gesundheit (z.B. des Herzens) oder die spezifische Phobie, bei der ein meist unbedeutendes Objekt oder ein Vorgang in der Außenwelt als Ursprung der Angst erlebt wird - ein missglückter Versuch des überforderten Bewusstseins, die Ursache der beunruhigenden Gefühle zu deuten.

Oft werden leichtere Formen der Angststörung als Depression missverstanden: Da Angst Freude verhindert und ein Mensch mit viel Angst auf wenig oder nichts Lust hat, ähnelt das Erscheinungsbild von Rückzug und scheinbarer Antriebs- und Interesselosigkeit dem der Depression. Für die Behandlung ist es aber wichtig, die Angststörung im Hintergrund zu erkennen.

Zur Behandlung von Angststörungen eignen sich vor allem (bei extremen Formen der Störung) die Verhaltenstherapie (stationär, d.h. in einer spezialisierten Klinik) und (bei mittleren bis leichteren Schweregraden) eine tiefenpsychologische Therapie unter Einbezug von  hypnotischen Trance-Verfahren. Gerade durch letztere ist bei leichteren Formen oft schon in wenigen Sitzungen eine deutliche Besserung zu beobachten. Generell empfiehlt es sich jedoch, weiter auszuholen und über die kurzzeitige Symptomverbesserung hinaus durch eine Aufarbeitung der zugrundeliegenden Traumata oder unbewussten Konflikte eine umfassendere Stabilisierung der Persönlichkeit einzuleiten.

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